Montag, 24. Oktober 2011

Des Todes Tochter




Es war, vor vielen Generationen der Menschen, eine schöne junge Frau. Sie wa sanft und besaß die bezaubernsten blauen Augen, die der Himmel je erblickt hatte. So lieblich war ihr Antlitz, dass der Tod höchst selbst sein Herz an sie verlor.
Doch er ertrug es nicht mit anzusehen, wie zahlreiche Menschenmänner begannen um die Schöne zu werben, während er dazu verdammt war tatenlos zu bleiben und sie nur von Fern bewundern konnte. So ließ er dann einen Jeden, der versucht das Herz der Schönen im Sturme zu erobern, ein jähes und viel zu frühes Ende finden. Dieses Spiel trieb er ein Weilchen, doch den scharfen Auge der Götter konnte der Missbrauch seiner Macht nicht für Ewig entgehen und als sie es erfuhren war die Wut über den Tod groß.
So stellte man ihn vor die Wahl.
Er gab sein Herz und alle Gefühle zu entsagen, nie wieder Lieben zu können und der Pein eines gebrochenen Herzens zu entgehen. Oder aber, ein einziges Mal sein Glück erproben zu dürfen. In Gestalt eines menschlichen Mannes sollte er auf Erden wandeln und versuchen das Herz seiner Angebeteten zu erobern. Würde es ihm gelingen, so durfte er diese eine Liebe leben, so lange bis es an ihm lag die Seele der schönen Frau in sein Reich zu nehmen. Misslang es ihm jedoch, so musste er ablassen von ihr und schwören sich nie wieder in die Belange der Menschen einzumischen, wobei ihm die Gefühle und sein schlagendes Herz bleiben durften.
Freilich wählte er das Zweite und tat von da an sein Möglichstes um die Schöne für sich zu gewinnen. es musste en ganzes Jahr ins Land ziehen, um sie davon zu überzeugen ihm die Hand zureichen und seine Frau zu werden. Die gnädigen Götter ließen es zu, das der Tod die Schöne zur Frau nahm und ließen ihn von da an in Frieden.
Drei friedvolle Jahre des Glücks schritten von diesem schönen Tage an ins Land. Bis eines Tages die Schöne mit den Himmelblauen Augen ein Kind gebar und das Gleichgewicht ins Wanken geriet. Es war kein Mensch und doch auch kein Anderswesen. Ein Kind wider der Natur. Die Tochter des Todes könnte zwischen den Welten wandeln ohne Gefahr in der einen oder anderen gefangen zu bleiben, sie könnte unsterblich sein und wenn sie nur wollte, so könnte sie Herrin über Leben und Tod werden ohne dabei den Göttern hörig sein zu müssen, den die menschliche Seele unterlag nur sich selbst, die Götter hatten keinen Einfluss auf sie. In diesem damals noch so zarten Geschöpf ruhte ein Teil der Seele des Todes, welches nur zu ihm zurückkehren würde, wenn der Körper des Kindes dahinschied. Doch weil er seine Frau und seine Tochter so sehr liebte, suchte er zu verbergen was geschehen war. Es gelang ihm volle fünf Jahre, doch am sechsten Jahrestag ihrer Geburt war ihre Präsenz so unleugbar, das der oberste Gott Aslans, Avalach, herabstieg um die Kleine zu finden und diesen Fehler des Todes vom Angesicht der Welt zu tilgen.
Die Schöne ertrug diesen Richterspruch nicht und in Erwartung, das der Gott kommen und ihr auf Ewig das Kind nehmen wollte, stürzte sie sich von Klippen hinab ins Meer. Sie ertrank und hoffe im Jenseits schon auf ihr geliebtes Fleisch und Blut warten zu können.
In völliger Verzweiflung und tiefer Trauer flehte der Tod Avalach an ihm nicht auch noch das letzte zu nehmen was er liebte. Alles gäbe er hin, wenn ihm nur die Tochter bliebe. Er versprach sie zu erziehen, im Wissen um ihre Macht und ihr eine Aufgabe zu geben die ihr würdig war. Er gab sein Wort, dass er ihre Kräfte in ihrem Inneren verschließen würde und nur ein winziges bisschen übrig ließ. Doch das genügte dem erzürnten Gott nicht. Als Pfand und als Strafe für die Täuschung des Todes forderte der Gott nichts geringeres als die Liebe. Dem Tod sollten alle Gefühle die er je für die eine Frau empfunden hatte, die er je hatte lieben können, hergeben und nur die Erinnerung an sie und der Schmerz über ihren Tod sollte ihm bleiben, das der Tod auf Ewig sich erinnerte, das er Gehorsam seinen Göttern schuldete. Das alles für das leben seiner Tochter.
Und weil sein Herz so schwer und sein Leid so groß war, gab der Tod wirklich her, was Avalach von ihm forderte. Seine Tochter nahm er mit sich und brachte sie auf eine winzige Insel, umgeben von scharfkantig tödlichen Felswänden um sie vor den Augen der Welt zu schützen. Es war ihr verboten je wieder von ihrer Mutter zu sprechen, an sioe zu denken oder jemals Vergangenes in die Gegenwart zu holen.
Doch mit den Jahren wandelte sich auch das Erscheinungsbild seiner Tochter. Sie wuchs zum Ebenbild der Schönen mit den himmelblauen Augen heran. Solange er konnte lehrte der Tod seine Tochter, lehrte sie mit der ihr angeborenen Macht umzugehen, doch irgendwann konnte er ihr nicht mehr in die Augen sehen, ohne das ihn der Schmerz über den Verlust seiner einzigen Geliebten überfiel. Er konnte sein Kind nicht mehr erblicken ohne es zu hassen, dafür das es ihn jeden Moment daran erinnerte wen und was er verloren hatte.
Immer seltener besuchte er sie, immer weniger sprach er mit ihr, bis er eines Tages ganz und gar fort blieb und sein eigenes Fleisch und Blut im Herzen unglaublich einsam, zurück ließ.
Ab diesem ersten einem Tag, auf den viel zu viele noch folgen sollten, war sie die Seelenhändlerin. Auch wenn sie ernst nahm was ihre Bestimmung zu sein schien, so musste sich die schöne und doch so traurige Frau immer und immer wieder fragen, ob das Schicksal was ihr einst Avalach zu gedenken wollte nicht ein besseres gewesen wäre, als das, was sie nun leben musste.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Mondscheinsonate

Bogenstrich

Eine einsame Gestalt, eine Geige in seiner einen, den Bogen in der anderen Hand. Seine Schultern gestraft, den Kopf in den Nacken gelegt und seine Augen fest geschlossen. Der Raum in welchem er stand, war fast leer, nur ein paar niedrige Schränke standen an der hinteren Wand. Außerdem noch ein großes Schwarzes Klavier. Durch die hohen Fenster drang die warme Nachmittagssonne mit ihrem weichen Licht und warf lange Schatten, auch auf den Mann mit seiner Geige.
Regelmäßig war sein Atem, doch von Entspannung seines Inneren konnte keine Rede sein.
Er war aufgewühlt und versuchte dabei doch noch immer gelassen zu wirken, ein Versuch der ohne jeden Zweifel den man einfach für gescheitert erklären musste. Dass Haar wie durch einen Sturm zerzaust, die Kleidung eine Anhäufung von offener Unordnung und in dem männlichen Gesicht der dunkle Schatten eines Dreitagebarts.
Endlich, nach unendlich scheinenden Augenblicken, öffneten sich seine dunklen Augen, die im Gegenlicht fast schwarz erschienen. Und schon ging alles wieder rasend schnell.
In nur einem Zug legte er sein Instrument unter das Kinn, setzte den Bogen auf die Saiten, atmete tief ein und hielt die Luft in seinen Lugen, um mit dem Ausatmen im Einklang den ersten Bogenstrich zu vollführen. Doch es war nicht wie es sein sollte, er kratzte zu sehr über die angeschlagene Saite. Mit jedem weiteren Zug des Bogens klang das Lied immer ein wenig mehr falsch, immer ein wenig unvollständiger.
Seine Technik, sie war wie sie sein musste, der richtige Takt, Tonlage und die richtigen Noten. Doch trotzdem fehlte ihm etwas, etwas was nicht an mangelnder Übung liegen konnte. Die Inspiration sein Spiels, sie war nicht vorhanden. Es gab keinen Funkensprung, es war als fehlte seinem Lied das Herz. Leider fand man all dies nicht in Übung oder Technik, man musste etwas in sich selbst finden oder etwas von Außen. Konnte man es nicht finden, so würde man ewig dort stehen bleiben wo man im heute war. Fand der junge Geiger also nichts, würde sein Weg hier enden, eine Sackgasse, nicht einmal ein Trampelpfad. Selbst mit viel Übung gab es hier nichts mehr zu holen.
Und der junge Mann wusste es, wusste es hätte anders klingen müssen. Unzufrieden und voller Zweifel zeigten sich tiefe Falten auf seiner Stirn, doch kein Anzeichen, das er auch nur daran dachte sein Spiel zu beenden. Trotzdem entlockte er seinem Musikinstrument nun nur noch weitere Misstöne, welche seine Zweifel an sich und seinem Tun nur noch weiter verstärkten. Jedoch, statt entnervt alles abzubrechen, die Geige und den Bogen jeweils in verschiedene Ecken des Raumes zu pfeffern und zu verschwinden, spielte er nur immer weiter. Er wollte das Stück, voller Respekt vor der Musik, zu einem Ende bringen.
Die Takte und Klänge wurden wieder sauberer, wenn wohl auch noch immer kein einziger der Töne, die durch den Raum flogen, ein Publikum wahrhaftig mitgerissen hätte. Doch heute wurde eh nur für die Schatten und ihn selbst aufgespielt. Zitternd hallte der letzte Ton im Musikzimmer, eines kleinen Colleges, nach. Schon fast pathetisch verbeugte sich der Geiger vor seinem Schattenpublikum und sah dann hinab auf sein Instrument. Ein Trauerspiel.
Wo sollte er nur auftreiben was ihm so unbedingt fehlte? Woher sollte es kommen? Wie lange suchte er schon und fand doch nichts außer weiteren Sackgassen und Irrwegen. Kein Erfolg konnte für ihn verbucht werden. Immer nur Zurückweisung und Hohn. Aber an seinem Herz konnte es nicht liegen. Er liebte was er tat, er liebte es zu spielen, die Musik mit jeder Faser seines Körper zu spüren. Sobald der Bogen an den Saiten lag und das Spiel begann war es, als wäre er sich selbst und der Welt ganz nah. Aber was brachte die Liebe zur Musik und zur Geige, wenn er selbst es nicht schaffte mit dem was er tat der Welt zu gefallen. Auch wenn es für ihn Wohltat war, so konnte kein Künstler es lange ertragen, wenn nicht wenigstens ein Mensch anerkannte, was er tat.
Mit stiller Trauer, schlaffen Schultern und gesenktem Haupt, verließ, der eigentlich so stattliche, Mann das Zimmer. Zurück blieben nur die Schatten.

Montag, 3. Oktober 2011

Schreib!



Schreib um dein Leben,
Auf das es nicht verstummt.

Schreib um dein Herz,
Auf das es Musik immer in sich hat.

Schreib um dein Liebe,
Auf das du sie nie vergisst.

Schreib um deine Vergangenheit,
Auf das sie dich nur stärker macht.

Schreib um dein Glück,
Auf das es dich nie verlässt.