Kurzgeschichten

Die Tochter des Todes
                                       
Es war, vor vielen Generationen der Menschen, eine schöne junge Frau. Sie wa sanft und besaß die bezaubernsten blauen Augen, die der Himmel je erblickt hatte. So lieblich war ihr Antliz, dass der Tod höchst selbst sein Herz an sie verlor.
Doch er ertrug es nicht mit anzusehen, wie zahlreiche Menschenmänner begannen um die Schöne zu werben, während er dazu verdammt war tatenlos zu bleiben und sie nur von Fern bewundern konnte. So ließ er dann einen Jeden, der versucht das Herz der Schönen im Sturme zu erobern, ein jähes und viel zu frühes Ende finden. Dieses Speil trieb er ein Weilchen, doch den scharfen Auge der Götter konnte der Missbrauch seiner Macht nicht für Ewig entgehen und als sie es erfuhren war die Wut über den Tod groß.
So stellte man ihn vor die Wahl. 
Er gab sein Herz und alle Gefühle zu entsagen, nie wieder Lieben zu können und der Pein eines gebrochenen Herzens zu entgehen. Oder aber, ein einziges Mal sein Glück erpproben zu dürfen. In Gestalt eines menschlichen Mannes sollte er auf Erden wandeln und versuchen das Herz seiner Angebetetn zu erobern. Würde es ihm gelingen, so durfte er diese eine Liebe leben, so lange bis es an ihm lag die Seele der schönen Frau in sein Reich zu nehmen. Misslang es ihm jedoch, so musste er ablassen von ihr und schwören sich nie wieder in die Belange der Menschen einzumischen, wobei ihm die Gefühle und sein schlagendes Herz bleiben durften.
Freilich wählte er das Zweite und tat von da an sein Möglichstes um die Schöne für sich zu gewinnen. es musste en ganzes Jahr ins Land ziehen, um sie davon zu überzeugen ihm die Hand zureichen und seine Frau zu werden. Die gnädigen Götter ließen es zu, das der Tod die Schöne zur Frau nahm und ließen ihn von da an in Frieden.
Drei friedvolle Jahre des Glücks schritten von diesem schönen Tage an ins Land. Bis eines Tages die Schöne mit den Himmelblauen Augen ein Kind gebar und das Gleichgewicht ins Wanken geriet. Es war kein Mensch und doch auch kein Anderswesen. Ein Kind wider der Natur. Die Tochter des Todes könnte zwischen den Welten wandeln ohne Gefahr in der einen oder anderen gefangen zu bleiben, sie könnte unsterblich sein und wenn sie nur wollte, so könnte sie Herrin über Leben und Tod werden ohne dabei den Göttern hörig sein zu müssen, den die menschliche Seele unterlag nur sich selbst, die Götter hatten keinen Einfluss auf sie. In diesem damals noch so zarten Geschöüpf ruhte ein Teil der Seele des Todes, welches nur zu ihm zurückkehren würde, wenn der Körper des Kindes dahinschied. Doch weil er seine Frau und seine Tochter so seh liebte, suchte er zu verbergen was geschehen war. Es gelang ihm volle fünf Jahre, doch am sechsten Jahrestag ihrer Geburt war ihre Präsenz so unleugbar, das der oberste Gott Aslans, Avalach, herabstieg um die Kleine zu finden und diesen Feheler des Todes vom Angesicht der Welt zu tilgen.
Die Schöne ertrug diesen Richterspruch nicht und in Erwatung, das der Gott kommen und ihr auf Ewig das Kind nehmen wollte, stürzte sie sich von Klippen hinab ins Meer. Sie ertrank und hoffe im Jenseits schon auf ihr geliebtes Fleisch und Blut warten zu können.
In völliger Verzweiflung und tiefer Trauer flehte der Tod Avalach an ihm nicht auch noch das letzte zu nehmen was er liebte. Alles gäbe er hin, wenn ihm nur die Tochter bliebe. Er versprach sie zu erziehen, im Wissen um ihre Macht und ihr eine Aufgabe zu geben die ihr würdig war. Er gab sein Wort, dass er ihre Kräfte in ihrem Inneren verschließen würde und nur ein winziges bisschen übrig ließ. Doch das genügte dem erzürnten Gott nicht. Als Pfand und als Strafe für die Täuschung des Todes forderte der Gott nichts geringeres als die Liebe. Dem Tod sollten alle Gefühle die er je für die eine Frau empfunden hatte, die er je hatte lieben können, hergeben und nur die Erinnerung an sie und der Schmerz über ihren Tod sollte ihm bleiben, das der Tod auf Ewig sich erinnerte, das er Gehorsam seinen Göttern schuldete. Das alles für das leben seiner Tochter.
Und weil sein Herz so schwer und sein Leid so groß war, gab der Tod wirklich her, was Avalach von ihm forderte. Seine Tochter nahm er mit sich und brachte sie auf eine winzige Insel, umgeben von scharfkantig tödlichen Felswänden um sie vor den Augen der Welt zu schützen. Es war ihr verboten je wieder von ihrer Mutter zu sprechen, an sioe zu denken oder jemals Vergangenes in die Gegenwart zu holen.
Doch mit den Jahren wandelte sich auch das Erscheinungsbild seiner Tochter. Sie wuchs zum Ebendbild der Schönen mit den himmelblauen Augen heran. Solange er konnte lehrte der Tod seine Tochter, lehrte sie mit der ihr angeborenen Macht umzugehen, doch irgendwann konnte er ihr nicht mehr in die Augen sehen, ohne das ihn der Schmerz über den Verlust seiner einzigen Geliebten überfiel. Er konnte sein Kind nicht mehr erblicken ohne es zu hassen, dafür das es ihn jeden Moment daran erinnerte wen und was er verloren hatte.
Immer seltener besuchte er sie, immer weniger sprach er mit ihr, bis er eines Tages ganz und gar fort blieb und sein eigenes Fleisch und Blut im Herzen unglaublich einsam, zurück ließ.
Ab diesem ersten einem Tag, auf den viel zu viele noch folgen sollten, war sie die Seelenhändlerin. Auch wenn sie ernst nahm was ihre Bestimmung zu sein schien, so musste sich die schöne und doch so traurige Frau immer und immer wieder fragen, ob das Schicksal was ihr einst Avalach zugedenken wollte nicht ein besseres gewesen wäre, als das, was sie nun leben musste.

Sturzbäche


Wann fing es eigentlich an?
Es hätte ja zu erst einmal gar nicht anfangen dürfen und doch, irgendwann zwischen heute und den vergangenen Wochen fing es an. Das ist am Ende einfach der Grund, warum ich hier wie ein begossener Pudel herumstehe. Ich stehe hier und heule, heule so sehr, wie ich noch nie zuvor Tränen vergossen habe.
Doch der Regen strömt eh in Sturzbächen auf mich nieder, daher würde niemand meine Tränen sehen, wäre hier auch nur ein einziger Mensch unterwegs. Aber nein, ich bin allein, so allein wie noch nie. Du hast mir mein Herz gestohlen und willst es nicht zurückgeben.
Hier, ganz allein an diesem riesigen Fluss, hier könnte es enden. Ich könnte hinein springen ich könnte ertrinken. Endlich wieder Ruhe, endlich wieder einfach nur Stille. Keine schnarrenden Gedankenstimmen, die mir sagen, ich soll nicht so dumm sein, keine schnarrenden Elternstimmen, die mich fragen ob ich 22 Jahre oder doch erst 16 Jahre alt bin. Keine schnarrenden Stimmen aller anderen, die mir vorwerfen, ich nutze das, was ich sage zu lieben,aus. Dich. Alle wären stumm. Ich wäre endlich stumm und könnte nichts mehr unüberlegtes, dummes oder verletzendes mehr sagen.
"Ella!"
Er ist es, warum ist er hier?
"Du, du darfst nicht, ich meine dein Leben, es ist doch alles gut!"
Er versteht nicht, ein müdes Lächeln macht sich auf meinen Lippen breit.
Auch er ist nass, bis auf die Knochen. Sein Haar klebt an seinen feinen Zügen, an dem Kinn, was ich so liebe, hängt in den Augen die mich so faszinieren und anziehen. Seine Krawatte löst sich dem Anschein nach fast von seinem Hals und sein weißes Hemd zeigt nur zu gut die schlanken und doch nicht minder männlichen Züge.
"Ich bitte dich, komm da weg, sei nicht dumm... Du hast noch so vieles... Ich bin doch völlig unwichtig..."
So ein kluger Kerl und dann so blind?
"Sie werden aufhören zu reden, man wird es vergessen... Du wirst es vergessen..."
Ich drehe mich wieder zum Wasser, sehe hinab.
"Du glaubst das wirklich nicht wahr? Dich vergessen...", sage ich leise, doch er hört es.
"Ja, das..., ja..."
Er versteht es einfach nicht.
"Bitte, Ella... komm da weg..."
Ich gehe einen Schritt vom Rand zurück, dann noch einen und noch einen. Erst dann drehe ich mich abrupt zu ihm um und stürme auf ihn zu, stoße meine Hände gegen seine Brust und entferne mich wieder von ihm. Wildes Funkeln in den Augen.
"Du blöder Hornochse, du Idiot, du Arsch... Denkst du ich habe auch nur einen Moment daran gedacht mich da ernsthaft hineinzustürzen?"
So laut hatte ich in meinem Leben noch nicht geschrien wie ich es jetzt tat.
"Ich vergesse dich nicht, ich vergesse niemanden! Dieser ganze Scheißhaufen ist mir völlig egal! Aber DU! DU hast nichts gesagt! DU hast nur zu gesehen! DU! Ich will dich verdammt noch eins! Ich will bei dir sein! Ich will dich mit zu meiner Familie nehmen! DICH! NUR DICH, DU BLÖDER IDIOT! Verstehst du das denn nicht?"
Nichts, Stille. Er sieht mich nur an.
"Ich liebe dich auch..."
Prima, jetzt hat er mich wieder zum heulen gebracht, aber immerhin, noch immer verwischt der schwere Regen die verräterisch nassen Spuren in meinem Gesicht.




Es verlischt

Wie Sand der durch die Finger rinnt, flog ihr Leben dahin. Die Erde, das Ende, war zu nahe, so nahe. Er sah nichts mehr, er spürte sich selbst nicht mehr. Und doch, tat sich nichts. Kein Windhauch, kein Donnerhall, keine Dramatik.
Sterben war nicht spektakulär es war einfach nur endgültig.

Liebste Hanna,
Ich bin bald wieder bei dir, ich komme, ich weiß es, ich komme. Du musst nur noch ein paar Tage warten. Es ist nur eine Frage von etwas mehr Zeit. Wir haben sie, die Zeit. Wie Beide zusammen, so lange wir leben. Wie ich es dir einmal versprochen habe. Ich will, das du das weißt. Es werden keine drei Monate mehr vergehen, ehe wir uns wiedersehen, wenn ich es verhindern kann, wird nicht einmal mehr eine Woche ins Land ziehen...
Warte, ich bin fast da...
Alec

Liebster Alec,
Du versprichst so viel und ich weiß am Ende wirst du nichts halten. Ich liebe dich, wie ich niemals dachte lieben zu können, doch es ist nicht genug.
Ich verzehre mich nach deinem Kuss, nach deiner Wärme, danach wie du mir das Haar aus den Augen streichst. Aber ich bin das Warten, Bangen, Hoffen leid. Du hast mir das Herz genommen, es schlägt nun immer an deiner Seite. Doch irgendwann muss mein Körper voran, die Zukunft sehen.
Ich bin auf ewig die Deine, nur mein Leben muss wieder mir gehören.
Ich liebe dich, lebe wohl,
Hanna

Liebste Hanna,
Ich bitte dich, verlass mich nicht, du darfst mir das nicht antun, bitte... Ich verspreche nichts mehr was ich nicht halten kann... Die Zukunft, unsere Zukunft ist nahe. Sie ist greifbar, wirf sie nicht weg, Liebste, verharre noch einen Augenblick, ich habe dich doch fast schon erreicht, nur noch einen Augenblick.
Meine Seele kann nicht ohne deine sein, mein Herz nicht ohne deines, mein Körper nicht ohne deinen an seiner Seite.
Bleib, liebe mich weiter fort, nur noch etwas Geduld.
Alec

Liebster Alec,
Du weißt, es ist zu spät.
Mein Licht erlischt... Ich kann es nicht länger aufhalten, ich wollte dich schützen, doch es ist keine Zeit mehr.
Willst du mich ein letztes Mal noch sehen, heißt es jetzt oder nie wieder.
Komm oder bleibe...
Hanna

Liebste, einzige Hanna,
Ich fliege, ich eile, bleib, bleib für mich... Ich will dich wenigstens noch ein einziges Mal sehen, die noch einmal küssen, dir noch ein Mal in die Augen sehen und sagen wie sehr ich dich liebe...
Bitte, ich flehe zu, Himmel und zu dir, ich bin da, warte nur noch einen Moment...
Alec

"Nimm meine Hand...", hauchte sie, "... ein letztes Mal..."
Den Tränen hätte er nicht näher sein können. Warum war niemand bei ihr, warum wollte niemand ihren letzten Weg begleiten? So einsam.
Ihre Haut war kalt, ihr Atem flach, es endete, alles endete.
"Du hast zum Schluss doch gehalten was du versprochen hast..."
Kein Ton kam über seine Lippen. Als wäre er stumm.
"Ich liebe dich..."
"Ich liebe dich mehr...", krächzte er und sah zu, wie ihr Gesicht weiß wie Schnee wurde, die Hand erschlaffte und das Leben wich aus ihr in einem letzten schweren Seufzen.
Zu lange hatte er gewartet und nun, hatte er keine Zeit mehr gehabt. Er hatte zugelassen wie das Leben ihn lebte und nicht er das Leben.



'Hang on'


"Warum sollte ich ihn bitte treffen wollen?"
"Mein Gott, du tust, als sei er der Teufel in Person!"
"Kann doch sein...!"
"Jetzt werde mir nicht paranoid... Er ist nett, vielleicht eine Spur arrogant, aber wirklich ehrlich nett, glaub mir doch!"
"Wie war das mit dem Spruch die Schwester von nett ist schieße?..."
"Meine Güte! Ich will dich doch nicht reinlegen, ich will dich höchstens ein bisschen zu deinem Glück zwingen..."
"Mich muss man zu rein gar nichts zwingen! Ich weiß was gut für mich ist und was nicht, Punkt, Aus, Ende!"
"Offensichtlich weißt du das ganz und gar nicht, sonst wärst du nämlich schon längst auf dem Weg."
"Ich werde weder jetzt zu diese Treffen mit ihm gehen. noch werde ich es jemals tun, das ist mein allerletztes Wort, ist das klar?"
"Ja, ja, klar... Aber du wirst es bitterbös bereuen!"
"Werde ich nicht. Ich werde mich jetzt hinlegen, schlafen und keinen Gedanken mehr an dieses sinnlose Telefongespräch verschwenden, meine Liebe... Gute Nacht und bis..."
"Halt!"
"WAS?!"
"Ich werde es Lila erzählen!"
"Tust du nicht!"
"OH DOCH! Das ist die perfekte Revanche, wenn du so blöd bist und nicht hingehst jedenfalls..."
"Mistkuh!"
"Gemein!"
"Sei doch froh, das mit in der kürze dieses Momentes kein schlimmeres Schimpfwort eingefallen ist..."
"Also, du gehst?"
"Ja, verdammter Mist... Ich gehe... Aber wenn es so miserabel wird, wie ich sicher bin, dass es werden wird, mache ich dich höchst persönlich dafür verantwortlich."
"Mach doch, ich weiß ja es wird gut..."
"Rechne damit das ich die mitten in der Nacht einfach wach klingle!"
"Ach, Schlaf ist auch überbewertet..."


"...Mhhmmm... Ja?"
"Du bist doof."
"Ich habe dir gesagt, es wird gut werden..."
"Du bist verdammt doof!"
"So grandios, ja?"
"Ja, scheiße! Ich bin verliebt..."
"Häh!"
"Ach, halt doch die Klappe..."
"Jup, dir auch eine gute Nacht... Ach und schöne Träume..."
"DOOF!"

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