Donnerstag, 15. September 2011

Mondscheinsonate

Auftakt

Ein Ton so zart, dass es wie ein Windhauch klang, schwebte durch den Saal, es war ganz und gar still, niemand regte sich, niemand sprach. Beinahe ehrfurchtsvoll lauschten die über fünfhundert Gäste im Konzertsaal. 
Ohne darüber nachdenken zu müssen flogen die Hände der jungen Frau über die Tasten des Konzertflügels und entlockten dem Instrument meisterhaft seine schönsten Klänge. Kein Herz blieb ungerührt und alle lauschten atemlos dem Spiel der Pianistin. Virtuos meisterte sie Höhen und Tiefen, ließ keine Note unberührt und brachte keinen einzigen Missklang in die perfekte Harmonie dieser Sonate. Alles war erfasst.
Alle Sätze wurde gespielt und wo Langeweile hätte aufkommen können, wurde diese im Keim erstickt, als rüttle die junge Frau selbst die Müden wieder wach und die Aufmerksamen wurden nur noch hellhöriger. Die Kritischen gaben alle Mekelei auf, den Sanften kamen die Tränen und selbst die Harten mussten sich zusammenreißen nicht zu sehr in diesem Spiel aufzugehen.
Vom leisen und zarten Anfang ging es zum wilden Ritt über die Tasten. In stürmischer Folge. Laut, stürmisch, klar und deutlich. Keine Zurückhaltung mehr. Hin und her schien sie es zu reißen. Wie Wellen die an den Strand schlugen und alles wieder mit sich nahmen, was sie bekommen konnten. Dem Zog des Liedes konnte sich niemand entziehen. Die Herzen riss es mit sich und ließ sie Tanzen wie die Pianistin die Tasten ihres Flügels. Bis zum schnellsten Punkt. Die Wende, langsamer wurden die Wellen der Musik. Doch das Stück endete nicht leise, wie es begonnen hatte. Laut wie ein Donnerschlag halte die letzte Note der Sonate durch den Saal. 
Der Moment danach verging in absoluter Stille im Einklang mit der Welt. Die junge Frau im blauen Kleid verharrte. Innerhalb eines Wimpernschlages brauste es im Saal, dieses Mal waren es die Gäste, die Wellen durch den Raum schlagen ließen. Tosender Beifall, wie stürmische See.
Die brünette Frau erhob sich und vollführte eine elegante Verbeugung vor dem Publikum. Das Lächeln so breit, das es fast ihre gesamte untere Gesichtshälfte einzunehmen schien. Das lange Haar fiel ihr bei ihrer Verbeugung ins Gesicht. Das enthusiastische Klatschen nahm erst nach einigen Augenblicken ab.
Doch das Äußere täuschte. Die junge Frau hasste es. Sie hasste es zu spielen, sie hasste die Menschen, die sie bejubelten, sie hasste es sie selbst zu sein. Und doch, sie lächelte und tat, was getan werden musste.

Das Lied, das sie spielt. |.  Das Lied, das sie spielt. ||.

1 Kommentar:

  1. [simi] frisst dich:]17. September 2011 um 20:38

    Erst einmal finde ich die Posts sehr interessant und schön (;
    Ich mag auch deinen Header, nur ich finde, dass der Hintergrund gar nciht dazu passt. Ich meine du redest im Header über die wundervolle Zeeit der Nacht. Und im Hintergrund ist strahlendblauer Himmel? /=
    Na ja. Trotzdem schön hier:)

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