Mittwoch, 28. September 2011

Es verlischt



Wie Sand der durch die Finger rinnt, flog ihr Leben dahin. Die Erde, das Ende, war zu nahe, so nahe. Er sah nichts mehr, er spürte sich selbst nicht mehr. Und doch, tat sich nichts. Kein Windhauch, kein Donnerhall, keine Dramatik.
Sterben war nicht spektakulär es war einfach nur endgültig.

Liebste Hanna,
Ich bin bald wieder bei dir, ich komme, ich weiß es, ich komme. Du musst nur noch ein paar Tage warten. Es ist nur eine Frage von etwas mehr Zeit. Wir haben sie, die Zeit. Wie Beide zusammen, so lange wir leben. Wie ich es dir einmal versprochen habe. Ich will, das du das weißt. Es werden keine drei Monate mehr vergehen, ehe wir uns wiedersehen, wenn ich es verhindern kann, wird nicht einmal mehr eine Woche ins Land ziehen...
Warte, ich bin fast da...
Alec

Liebster Alec,
Du versprichst so viel und ich weiß am Ende wirst du nichts halten. Ich liebe dich, wie ich niemals dachte lieben zu können, doch es ist nicht genug.
Ich verzehre mich nach deinem Kuss, nach deiner Wärme, danach wie du mir das Haar aus den Augen streichst. Aber ich bin das Warten, Bangen, Hoffen leid. Du hast mir das Herz genommen, es schlägt nun immer an deiner Seite. Doch irgendwann muss mein Körper voran, die Zukunft sehen.
Ich bin auf ewig die Deine, nur mein Leben muss wieder mir gehören.
Ich liebe dich, lebe wohl,
Hanna

Liebste Hanna,
Ich bitte dich, verlass mich nicht, du darfst mir das nicht antun, bitte... Ich verspreche nichts mehr was ich nicht halten kann... Die Zukunft, unsere Zukunft ist nahe. Sie ist greifbar, wirf sie nicht weg, Liebste, verharre noch einen Augenblick, ich habe dich doch fast schon erreicht, nur noch einen Augenblick.
Meine Seele kann nicht ohne deine sein, mein Herz nicht ohne deines, mein Körper nicht ohne deinen an seiner Seite.
Bleib, liebe mich weiter fort, nur noch etwas Geduld.
Alec

Liebster Alec,
Du weißt, es ist zu spät.
Mein Licht erlischt... Ich kann es nicht länger aufhalten, ich wollte dich schützen, doch es ist keine Zeit mehr.
Willst du mich ein letztes Mal noch sehen, heißt es jetzt oder nie wieder.
Komm oder bleibe...
Hanna

Liebste, einzige Hanna,
Ich fliege, ich eile, bleib, bleib für mich... Ich will dich wenigstens noch ein einziges Mal sehen, die noch einmal küssen, dir noch ein Mal in die Augen sehen und sagen wie sehr ich dich liebe...
Bitte, ich flehe zu, Himmel und zu dir, ich bin da, warte nur noch einen Moment...
Alec

"Nimm meine Hand...", hauchte sie, "... ein letztes Mal..."
Den Tränen hätte er nicht näher sein können. Warum war niemand bei ihr, warum wollte niemand ihren letzten Weg begleiten? So einsam.
Ihre Haut war kalt, ihr Atem flach, es endete, alles endete.
"Du hast zum Schluss doch gehalten was du versprochen hast..."
Kein Ton kam über seine Lippen. Als wäre er stumm.
"Ich liebe dich..."
"Ich liebe dich mehr...", krächzte er und sah zu, wie ihr Gesicht weiß wie Schnee wurde, die Hand erschlaffte und das Leben wich aus ihr in einem letzten schweren Seufzen.
Zu lange hatte er gewartet und nun, hatte er keine Zeit mehr gehabt. Er hatte zugelassen wie das Leben ihn lebte und nicht er das Leben.

Dienstag, 20. September 2011

Sturzbäche


Wann fing es eigentlich an?
Es hätte ja zu erst einmal gar nicht anfangen dürfen und doch, irgendwann zwischen heute und den vergangenen Wochen fing es an. Das ist am Ende einfach der Grund, warum ich hier wie ein begossener Pudel herumstehe. Ich stehe hier und heule, heule so sehr, wie ich noch nie zuvor Tränen vergossen habe.
Doch der Regen strömt eh in Sturzbächen auf mich nieder, daher würde niemand meine Tränen sehen, wäre hier auch nur ein einziger Mensch unterwegs. Aber nein, ich bin allein, so allein wie noch nie. Du hast mir mein Herz gestohlen und willst es nicht zurückgeben.
Hier, ganz allein an diesem riesigen Fluss, hier könnte es enden. Ich könnte hinein springen ich könnte ertrinken. Endlich wieder Ruhe, endlich wieder einfach nur Stille. Keine schnarrenden Gedankenstimmen, die mir sagen, ich soll nicht so dumm sein, keine schnarrenden Elternstimmen, die mich fragen ob ich 22 Jahre oder doch erst 16 Jahre alt bin. Keine schnarrenden Stimmen aller anderen, die mir vorwerfen, ich nutze das, was ich sage zu lieben,aus. Dich. Alle wären stumm. Ich wäre endlich stumm und könnte nichts mehr unüberlegtes, dummes oder verletzendes mehr sagen.
"Ella!"
Er ist es, warum ist er hier?
"Du, du darfst nicht, ich meine dein Leben, es ist doch alles gut!"
Er versteht nicht, ein müdes Lächeln macht sich auf meinen Lippen breit.
Auch er ist nass, bis auf die Knochen. Sein Haar klebt an seinen feinen Zügen, an dem Kinn, was ich so liebe, hängt in den Augen die mich so faszinieren und anziehen. Seine Krawatte löst sich dem Anschein nach fast von seinem Hals und sein weißes Hemd zeigt nur zu gut die schlanken und doch nicht minder männlichen Züge.
"Ich bitte dich, komm da weg, sei nicht dumm... Du hast noch so vieles... Ich bin doch völlig unwichtig..."
So ein kluger Kerl und dann so blind?
"Sie werden aufhören zu reden, man wird es vergessen... Du wirst es vergessen..."
Ich drehe mich wieder zum Wasser, sehe hinab.
"Du glaubst das wirklich nicht wahr? Dich vergessen...", sage ich leise, doch er hört es.
"Ja, das..., ja..."
Er versteht es einfach nicht.
"Bitte, Ella... komm da weg..."
Ich gehe einen Schritt vom Rand zurück, dann noch einen und noch einen. Erst dann drehe ich mich abrupt zu ihm um und stürme auf ihn zu, stoße meine Hände gegen seine Brust und entferne mich wieder von ihm. Wildes Funkeln in den Augen.
"Du blöder Hornochse, du Idiot, du Arsch... Denkst du ich habe auch nur einen Moment daran gedacht mich da ernsthaft hineinzustürzen?"
So laut hatte ich in meinem Leben noch nicht geschrien wie ich es jetzt tat.
"Ich vergesse dich nicht, ich vergesse niemanden! Dieser ganze Scheißhaufen ist mir völlig egal! Aber DU! DU hast nichts gesagt! DU hast nur zu gesehen! DU! Ich will dich verdammt noch eins! Ich will bei dir sein! Ich will dich mit zu meiner Familie nehmen! DICH! NUR DICH, DU BLÖDER IDIOT! Verstehst du das denn nicht?"
Nichts, Stille. Er sieht mich nur an.
"Ich liebe dich auch..."
Prima, jetzt hat er mich wieder zum heulen gebracht, aber immerhin, noch immer verwischt der schwere Regen die verräterisch nassen Spuren in meinem Gesicht.

Donnerstag, 15. September 2011

Mondscheinsonate

Auftakt

Ein Ton so zart, dass es wie ein Windhauch klang, schwebte durch den Saal, es war ganz und gar still, niemand regte sich, niemand sprach. Beinahe ehrfurchtsvoll lauschten die über fünfhundert Gäste im Konzertsaal. 
Ohne darüber nachdenken zu müssen flogen die Hände der jungen Frau über die Tasten des Konzertflügels und entlockten dem Instrument meisterhaft seine schönsten Klänge. Kein Herz blieb ungerührt und alle lauschten atemlos dem Spiel der Pianistin. Virtuos meisterte sie Höhen und Tiefen, ließ keine Note unberührt und brachte keinen einzigen Missklang in die perfekte Harmonie dieser Sonate. Alles war erfasst.
Alle Sätze wurde gespielt und wo Langeweile hätte aufkommen können, wurde diese im Keim erstickt, als rüttle die junge Frau selbst die Müden wieder wach und die Aufmerksamen wurden nur noch hellhöriger. Die Kritischen gaben alle Mekelei auf, den Sanften kamen die Tränen und selbst die Harten mussten sich zusammenreißen nicht zu sehr in diesem Spiel aufzugehen.
Vom leisen und zarten Anfang ging es zum wilden Ritt über die Tasten. In stürmischer Folge. Laut, stürmisch, klar und deutlich. Keine Zurückhaltung mehr. Hin und her schien sie es zu reißen. Wie Wellen die an den Strand schlugen und alles wieder mit sich nahmen, was sie bekommen konnten. Dem Zog des Liedes konnte sich niemand entziehen. Die Herzen riss es mit sich und ließ sie Tanzen wie die Pianistin die Tasten ihres Flügels. Bis zum schnellsten Punkt. Die Wende, langsamer wurden die Wellen der Musik. Doch das Stück endete nicht leise, wie es begonnen hatte. Laut wie ein Donnerschlag halte die letzte Note der Sonate durch den Saal. 
Der Moment danach verging in absoluter Stille im Einklang mit der Welt. Die junge Frau im blauen Kleid verharrte. Innerhalb eines Wimpernschlages brauste es im Saal, dieses Mal waren es die Gäste, die Wellen durch den Raum schlagen ließen. Tosender Beifall, wie stürmische See.
Die brünette Frau erhob sich und vollführte eine elegante Verbeugung vor dem Publikum. Das Lächeln so breit, das es fast ihre gesamte untere Gesichtshälfte einzunehmen schien. Das lange Haar fiel ihr bei ihrer Verbeugung ins Gesicht. Das enthusiastische Klatschen nahm erst nach einigen Augenblicken ab.
Doch das Äußere täuschte. Die junge Frau hasste es. Sie hasste es zu spielen, sie hasste die Menschen, die sie bejubelten, sie hasste es sie selbst zu sein. Und doch, sie lächelte und tat, was getan werden musste.

Das Lied, das sie spielt. |.  Das Lied, das sie spielt. ||.

Dienstag, 13. September 2011

Hymmne



Stille Tage,
Stille Zeit,
Bin ich nicht für Einsamkeit.

Hoch das Leben,
Hoch das Glück,
Und von allem ein großes Stück.

Lass die Welt,
Lass das Streben,
Sei einfach lang im Leben.

Fühl' nicht Leid,
Fühl' nicht Schmerz,
Hör einzig und allein auf dein Herz.

Am Anfang

Wir fangen alle einmal an und na ja, ich auch.
Ich habe mich entschlossen, hier meine Texte zu posten. Seien es Gedichte, Kurzgeschichten oder vielleicht auch kleine Serien. Schreiben ist meine Leidenschaft ohne die ich mich wirklich leer und unvollständig fühlen würde. Ich will gern mit euch teilen, was ich am Anfang immer für mich schreibe. Vielleicht gefällt euch ja, was es zu lesen gibt.
Also, bis die Tage...
LG AJ