Dienstag, 20. September 2011

Sturzbäche


Wann fing es eigentlich an?
Es hätte ja zu erst einmal gar nicht anfangen dürfen und doch, irgendwann zwischen heute und den vergangenen Wochen fing es an. Das ist am Ende einfach der Grund, warum ich hier wie ein begossener Pudel herumstehe. Ich stehe hier und heule, heule so sehr, wie ich noch nie zuvor Tränen vergossen habe.
Doch der Regen strömt eh in Sturzbächen auf mich nieder, daher würde niemand meine Tränen sehen, wäre hier auch nur ein einziger Mensch unterwegs. Aber nein, ich bin allein, so allein wie noch nie. Du hast mir mein Herz gestohlen und willst es nicht zurückgeben.
Hier, ganz allein an diesem riesigen Fluss, hier könnte es enden. Ich könnte hinein springen ich könnte ertrinken. Endlich wieder Ruhe, endlich wieder einfach nur Stille. Keine schnarrenden Gedankenstimmen, die mir sagen, ich soll nicht so dumm sein, keine schnarrenden Elternstimmen, die mich fragen ob ich 22 Jahre oder doch erst 16 Jahre alt bin. Keine schnarrenden Stimmen aller anderen, die mir vorwerfen, ich nutze das, was ich sage zu lieben,aus. Dich. Alle wären stumm. Ich wäre endlich stumm und könnte nichts mehr unüberlegtes, dummes oder verletzendes mehr sagen.
"Ella!"
Er ist es, warum ist er hier?
"Du, du darfst nicht, ich meine dein Leben, es ist doch alles gut!"
Er versteht nicht, ein müdes Lächeln macht sich auf meinen Lippen breit.
Auch er ist nass, bis auf die Knochen. Sein Haar klebt an seinen feinen Zügen, an dem Kinn, was ich so liebe, hängt in den Augen die mich so faszinieren und anziehen. Seine Krawatte löst sich dem Anschein nach fast von seinem Hals und sein weißes Hemd zeigt nur zu gut die schlanken und doch nicht minder männlichen Züge.
"Ich bitte dich, komm da weg, sei nicht dumm... Du hast noch so vieles... Ich bin doch völlig unwichtig..."
So ein kluger Kerl und dann so blind?
"Sie werden aufhören zu reden, man wird es vergessen... Du wirst es vergessen..."
Ich drehe mich wieder zum Wasser, sehe hinab.
"Du glaubst das wirklich nicht wahr? Dich vergessen...", sage ich leise, doch er hört es.
"Ja, das..., ja..."
Er versteht es einfach nicht.
"Bitte, Ella... komm da weg..."
Ich gehe einen Schritt vom Rand zurück, dann noch einen und noch einen. Erst dann drehe ich mich abrupt zu ihm um und stürme auf ihn zu, stoße meine Hände gegen seine Brust und entferne mich wieder von ihm. Wildes Funkeln in den Augen.
"Du blöder Hornochse, du Idiot, du Arsch... Denkst du ich habe auch nur einen Moment daran gedacht mich da ernsthaft hineinzustürzen?"
So laut hatte ich in meinem Leben noch nicht geschrien wie ich es jetzt tat.
"Ich vergesse dich nicht, ich vergesse niemanden! Dieser ganze Scheißhaufen ist mir völlig egal! Aber DU! DU hast nichts gesagt! DU hast nur zu gesehen! DU! Ich will dich verdammt noch eins! Ich will bei dir sein! Ich will dich mit zu meiner Familie nehmen! DICH! NUR DICH, DU BLÖDER IDIOT! Verstehst du das denn nicht?"
Nichts, Stille. Er sieht mich nur an.
"Ich liebe dich auch..."
Prima, jetzt hat er mich wieder zum heulen gebracht, aber immerhin, noch immer verwischt der schwere Regen die verräterisch nassen Spuren in meinem Gesicht.

1 Kommentar:

  1. Gefällt mir =)
    Ich mag deinen Schreibstil und das Ende. Auch wenn ich Dramasuchti ja bisschen enttäuscht von ihrem Satz "Ich wollt mich da nicht reinstürzen" war. =D
    Aber deine KG gefällt mir ^^

    ggglg
    Myri

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