Montag, 14. November 2011

'Hang on'


"Warum sollte ich ihn bitte treffen wollen?"
"Mein Gott, du tust, als sei er der Teufel in Person!"
"Kann doch sein...!"
"Jetzt werde mir nicht paranoid... Er ist nett, vielleicht eine Spur arrogant, aber wirklich ehrlich nett, glaub mir doch!"
"Wie war das mit dem Spruch die Schwester von nett ist schieße?..."
"Meine Güte! Ich will dich doch nicht reinlegen, ich will dich höchstens ein bisschen zu deinem Glück zwingen..."
"Mich muss man zu rein gar nichts zwingen! Ich weiß was gut für mich ist und was nicht, Punkt, Aus, Ende!"
"Offensichtlich weißt du das ganz und gar nicht, sonst wärst du nämlich schon längst auf dem Weg."
"Ich werde weder jetzt zu diese Treffen mit ihm gehen. noch werde ich es jemals tun, das ist mein allerletztes Wort, ist das klar?"
"Ja, ja, klar... Aber du wirst es bitterbös bereuen!"
"Werde ich nicht. Ich werde mich jetzt hinlegen, schlafen und keinen Gedanken mehr an dieses sinnlose Telefongespräch verschwenden, meine Liebe... Gute Nacht und bis..."
"Halt!"
"WAS?!"
"Ich werde es Lila erzählen!"
"Tust du nicht!"
"OH DOCH! Das ist die perfekte Revanche, wenn du so blöd bist und nicht hingehst jedenfalls..."
"Mistkuh!"
"Gemein!"
"Sei doch froh, das mit in der kürze dieses Momentes kein schlimmeres Schimpfwort eingefallen ist..."
"Also, du gehst?"
"Ja, verdammter Mist... Ich gehe... Aber wenn es so miserabel wird, wie ich sicher bin, dass es werden wird, mache ich dich höchst persönlich dafür verantwortlich."
"Mach doch, ich weiß ja es wird gut..."
"Rechne damit das ich die mitten in der Nacht einfach wach klingle!"
"Ach, Schlaf ist auch überbewertet..."


"...Mhhmmm... Ja?"
"Du bist doof."
"Ich habe dir gesagt, es wird gut werden..."
"Du bist verdammt doof!"
"So grandios, ja?"
"Ja, scheiße! Ich bin verliebt..."
"Häh!"
"Ach, halt doch die Klappe..."
"Jup, dir auch eine gute Nacht... Ach und schöne Träume..."
"DOOF!"

Montag, 7. November 2011

Orangenhain




Wenn Licht durch die Äste fällt,
Sieht alles hier nach Frieden aus.
Wie schön das Licht, wie klar die Welt,
Ein Moment wie dieser berührt das Herz,
Macht Atmen leicht.
Schwerer Orangenduft in der Luft,
Betört die Sinne,
Sanftes Licht,
Warmer Wind,
Alles atmet Freiheit.
Verweilen nur noch für einen Augenblick,
Die Zeit steht still.

Montag, 24. Oktober 2011

Des Todes Tochter




Es war, vor vielen Generationen der Menschen, eine schöne junge Frau. Sie wa sanft und besaß die bezaubernsten blauen Augen, die der Himmel je erblickt hatte. So lieblich war ihr Antlitz, dass der Tod höchst selbst sein Herz an sie verlor.
Doch er ertrug es nicht mit anzusehen, wie zahlreiche Menschenmänner begannen um die Schöne zu werben, während er dazu verdammt war tatenlos zu bleiben und sie nur von Fern bewundern konnte. So ließ er dann einen Jeden, der versucht das Herz der Schönen im Sturme zu erobern, ein jähes und viel zu frühes Ende finden. Dieses Spiel trieb er ein Weilchen, doch den scharfen Auge der Götter konnte der Missbrauch seiner Macht nicht für Ewig entgehen und als sie es erfuhren war die Wut über den Tod groß.
So stellte man ihn vor die Wahl.
Er gab sein Herz und alle Gefühle zu entsagen, nie wieder Lieben zu können und der Pein eines gebrochenen Herzens zu entgehen. Oder aber, ein einziges Mal sein Glück erproben zu dürfen. In Gestalt eines menschlichen Mannes sollte er auf Erden wandeln und versuchen das Herz seiner Angebeteten zu erobern. Würde es ihm gelingen, so durfte er diese eine Liebe leben, so lange bis es an ihm lag die Seele der schönen Frau in sein Reich zu nehmen. Misslang es ihm jedoch, so musste er ablassen von ihr und schwören sich nie wieder in die Belange der Menschen einzumischen, wobei ihm die Gefühle und sein schlagendes Herz bleiben durften.
Freilich wählte er das Zweite und tat von da an sein Möglichstes um die Schöne für sich zu gewinnen. es musste en ganzes Jahr ins Land ziehen, um sie davon zu überzeugen ihm die Hand zureichen und seine Frau zu werden. Die gnädigen Götter ließen es zu, das der Tod die Schöne zur Frau nahm und ließen ihn von da an in Frieden.
Drei friedvolle Jahre des Glücks schritten von diesem schönen Tage an ins Land. Bis eines Tages die Schöne mit den Himmelblauen Augen ein Kind gebar und das Gleichgewicht ins Wanken geriet. Es war kein Mensch und doch auch kein Anderswesen. Ein Kind wider der Natur. Die Tochter des Todes könnte zwischen den Welten wandeln ohne Gefahr in der einen oder anderen gefangen zu bleiben, sie könnte unsterblich sein und wenn sie nur wollte, so könnte sie Herrin über Leben und Tod werden ohne dabei den Göttern hörig sein zu müssen, den die menschliche Seele unterlag nur sich selbst, die Götter hatten keinen Einfluss auf sie. In diesem damals noch so zarten Geschöpf ruhte ein Teil der Seele des Todes, welches nur zu ihm zurückkehren würde, wenn der Körper des Kindes dahinschied. Doch weil er seine Frau und seine Tochter so sehr liebte, suchte er zu verbergen was geschehen war. Es gelang ihm volle fünf Jahre, doch am sechsten Jahrestag ihrer Geburt war ihre Präsenz so unleugbar, das der oberste Gott Aslans, Avalach, herabstieg um die Kleine zu finden und diesen Fehler des Todes vom Angesicht der Welt zu tilgen.
Die Schöne ertrug diesen Richterspruch nicht und in Erwartung, das der Gott kommen und ihr auf Ewig das Kind nehmen wollte, stürzte sie sich von Klippen hinab ins Meer. Sie ertrank und hoffe im Jenseits schon auf ihr geliebtes Fleisch und Blut warten zu können.
In völliger Verzweiflung und tiefer Trauer flehte der Tod Avalach an ihm nicht auch noch das letzte zu nehmen was er liebte. Alles gäbe er hin, wenn ihm nur die Tochter bliebe. Er versprach sie zu erziehen, im Wissen um ihre Macht und ihr eine Aufgabe zu geben die ihr würdig war. Er gab sein Wort, dass er ihre Kräfte in ihrem Inneren verschließen würde und nur ein winziges bisschen übrig ließ. Doch das genügte dem erzürnten Gott nicht. Als Pfand und als Strafe für die Täuschung des Todes forderte der Gott nichts geringeres als die Liebe. Dem Tod sollten alle Gefühle die er je für die eine Frau empfunden hatte, die er je hatte lieben können, hergeben und nur die Erinnerung an sie und der Schmerz über ihren Tod sollte ihm bleiben, das der Tod auf Ewig sich erinnerte, das er Gehorsam seinen Göttern schuldete. Das alles für das leben seiner Tochter.
Und weil sein Herz so schwer und sein Leid so groß war, gab der Tod wirklich her, was Avalach von ihm forderte. Seine Tochter nahm er mit sich und brachte sie auf eine winzige Insel, umgeben von scharfkantig tödlichen Felswänden um sie vor den Augen der Welt zu schützen. Es war ihr verboten je wieder von ihrer Mutter zu sprechen, an sioe zu denken oder jemals Vergangenes in die Gegenwart zu holen.
Doch mit den Jahren wandelte sich auch das Erscheinungsbild seiner Tochter. Sie wuchs zum Ebenbild der Schönen mit den himmelblauen Augen heran. Solange er konnte lehrte der Tod seine Tochter, lehrte sie mit der ihr angeborenen Macht umzugehen, doch irgendwann konnte er ihr nicht mehr in die Augen sehen, ohne das ihn der Schmerz über den Verlust seiner einzigen Geliebten überfiel. Er konnte sein Kind nicht mehr erblicken ohne es zu hassen, dafür das es ihn jeden Moment daran erinnerte wen und was er verloren hatte.
Immer seltener besuchte er sie, immer weniger sprach er mit ihr, bis er eines Tages ganz und gar fort blieb und sein eigenes Fleisch und Blut im Herzen unglaublich einsam, zurück ließ.
Ab diesem ersten einem Tag, auf den viel zu viele noch folgen sollten, war sie die Seelenhändlerin. Auch wenn sie ernst nahm was ihre Bestimmung zu sein schien, so musste sich die schöne und doch so traurige Frau immer und immer wieder fragen, ob das Schicksal was ihr einst Avalach zu gedenken wollte nicht ein besseres gewesen wäre, als das, was sie nun leben musste.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Mondscheinsonate

Bogenstrich

Eine einsame Gestalt, eine Geige in seiner einen, den Bogen in der anderen Hand. Seine Schultern gestraft, den Kopf in den Nacken gelegt und seine Augen fest geschlossen. Der Raum in welchem er stand, war fast leer, nur ein paar niedrige Schränke standen an der hinteren Wand. Außerdem noch ein großes Schwarzes Klavier. Durch die hohen Fenster drang die warme Nachmittagssonne mit ihrem weichen Licht und warf lange Schatten, auch auf den Mann mit seiner Geige.
Regelmäßig war sein Atem, doch von Entspannung seines Inneren konnte keine Rede sein.
Er war aufgewühlt und versuchte dabei doch noch immer gelassen zu wirken, ein Versuch der ohne jeden Zweifel den man einfach für gescheitert erklären musste. Dass Haar wie durch einen Sturm zerzaust, die Kleidung eine Anhäufung von offener Unordnung und in dem männlichen Gesicht der dunkle Schatten eines Dreitagebarts.
Endlich, nach unendlich scheinenden Augenblicken, öffneten sich seine dunklen Augen, die im Gegenlicht fast schwarz erschienen. Und schon ging alles wieder rasend schnell.
In nur einem Zug legte er sein Instrument unter das Kinn, setzte den Bogen auf die Saiten, atmete tief ein und hielt die Luft in seinen Lugen, um mit dem Ausatmen im Einklang den ersten Bogenstrich zu vollführen. Doch es war nicht wie es sein sollte, er kratzte zu sehr über die angeschlagene Saite. Mit jedem weiteren Zug des Bogens klang das Lied immer ein wenig mehr falsch, immer ein wenig unvollständiger.
Seine Technik, sie war wie sie sein musste, der richtige Takt, Tonlage und die richtigen Noten. Doch trotzdem fehlte ihm etwas, etwas was nicht an mangelnder Übung liegen konnte. Die Inspiration sein Spiels, sie war nicht vorhanden. Es gab keinen Funkensprung, es war als fehlte seinem Lied das Herz. Leider fand man all dies nicht in Übung oder Technik, man musste etwas in sich selbst finden oder etwas von Außen. Konnte man es nicht finden, so würde man ewig dort stehen bleiben wo man im heute war. Fand der junge Geiger also nichts, würde sein Weg hier enden, eine Sackgasse, nicht einmal ein Trampelpfad. Selbst mit viel Übung gab es hier nichts mehr zu holen.
Und der junge Mann wusste es, wusste es hätte anders klingen müssen. Unzufrieden und voller Zweifel zeigten sich tiefe Falten auf seiner Stirn, doch kein Anzeichen, das er auch nur daran dachte sein Spiel zu beenden. Trotzdem entlockte er seinem Musikinstrument nun nur noch weitere Misstöne, welche seine Zweifel an sich und seinem Tun nur noch weiter verstärkten. Jedoch, statt entnervt alles abzubrechen, die Geige und den Bogen jeweils in verschiedene Ecken des Raumes zu pfeffern und zu verschwinden, spielte er nur immer weiter. Er wollte das Stück, voller Respekt vor der Musik, zu einem Ende bringen.
Die Takte und Klänge wurden wieder sauberer, wenn wohl auch noch immer kein einziger der Töne, die durch den Raum flogen, ein Publikum wahrhaftig mitgerissen hätte. Doch heute wurde eh nur für die Schatten und ihn selbst aufgespielt. Zitternd hallte der letzte Ton im Musikzimmer, eines kleinen Colleges, nach. Schon fast pathetisch verbeugte sich der Geiger vor seinem Schattenpublikum und sah dann hinab auf sein Instrument. Ein Trauerspiel.
Wo sollte er nur auftreiben was ihm so unbedingt fehlte? Woher sollte es kommen? Wie lange suchte er schon und fand doch nichts außer weiteren Sackgassen und Irrwegen. Kein Erfolg konnte für ihn verbucht werden. Immer nur Zurückweisung und Hohn. Aber an seinem Herz konnte es nicht liegen. Er liebte was er tat, er liebte es zu spielen, die Musik mit jeder Faser seines Körper zu spüren. Sobald der Bogen an den Saiten lag und das Spiel begann war es, als wäre er sich selbst und der Welt ganz nah. Aber was brachte die Liebe zur Musik und zur Geige, wenn er selbst es nicht schaffte mit dem was er tat der Welt zu gefallen. Auch wenn es für ihn Wohltat war, so konnte kein Künstler es lange ertragen, wenn nicht wenigstens ein Mensch anerkannte, was er tat.
Mit stiller Trauer, schlaffen Schultern und gesenktem Haupt, verließ, der eigentlich so stattliche, Mann das Zimmer. Zurück blieben nur die Schatten.

Montag, 3. Oktober 2011

Schreib!



Schreib um dein Leben,
Auf das es nicht verstummt.

Schreib um dein Herz,
Auf das es Musik immer in sich hat.

Schreib um dein Liebe,
Auf das du sie nie vergisst.

Schreib um deine Vergangenheit,
Auf das sie dich nur stärker macht.

Schreib um dein Glück,
Auf das es dich nie verlässt.

Mittwoch, 28. September 2011

Es verlischt



Wie Sand der durch die Finger rinnt, flog ihr Leben dahin. Die Erde, das Ende, war zu nahe, so nahe. Er sah nichts mehr, er spürte sich selbst nicht mehr. Und doch, tat sich nichts. Kein Windhauch, kein Donnerhall, keine Dramatik.
Sterben war nicht spektakulär es war einfach nur endgültig.

Liebste Hanna,
Ich bin bald wieder bei dir, ich komme, ich weiß es, ich komme. Du musst nur noch ein paar Tage warten. Es ist nur eine Frage von etwas mehr Zeit. Wir haben sie, die Zeit. Wie Beide zusammen, so lange wir leben. Wie ich es dir einmal versprochen habe. Ich will, das du das weißt. Es werden keine drei Monate mehr vergehen, ehe wir uns wiedersehen, wenn ich es verhindern kann, wird nicht einmal mehr eine Woche ins Land ziehen...
Warte, ich bin fast da...
Alec

Liebster Alec,
Du versprichst so viel und ich weiß am Ende wirst du nichts halten. Ich liebe dich, wie ich niemals dachte lieben zu können, doch es ist nicht genug.
Ich verzehre mich nach deinem Kuss, nach deiner Wärme, danach wie du mir das Haar aus den Augen streichst. Aber ich bin das Warten, Bangen, Hoffen leid. Du hast mir das Herz genommen, es schlägt nun immer an deiner Seite. Doch irgendwann muss mein Körper voran, die Zukunft sehen.
Ich bin auf ewig die Deine, nur mein Leben muss wieder mir gehören.
Ich liebe dich, lebe wohl,
Hanna

Liebste Hanna,
Ich bitte dich, verlass mich nicht, du darfst mir das nicht antun, bitte... Ich verspreche nichts mehr was ich nicht halten kann... Die Zukunft, unsere Zukunft ist nahe. Sie ist greifbar, wirf sie nicht weg, Liebste, verharre noch einen Augenblick, ich habe dich doch fast schon erreicht, nur noch einen Augenblick.
Meine Seele kann nicht ohne deine sein, mein Herz nicht ohne deines, mein Körper nicht ohne deinen an seiner Seite.
Bleib, liebe mich weiter fort, nur noch etwas Geduld.
Alec

Liebster Alec,
Du weißt, es ist zu spät.
Mein Licht erlischt... Ich kann es nicht länger aufhalten, ich wollte dich schützen, doch es ist keine Zeit mehr.
Willst du mich ein letztes Mal noch sehen, heißt es jetzt oder nie wieder.
Komm oder bleibe...
Hanna

Liebste, einzige Hanna,
Ich fliege, ich eile, bleib, bleib für mich... Ich will dich wenigstens noch ein einziges Mal sehen, die noch einmal küssen, dir noch ein Mal in die Augen sehen und sagen wie sehr ich dich liebe...
Bitte, ich flehe zu, Himmel und zu dir, ich bin da, warte nur noch einen Moment...
Alec

"Nimm meine Hand...", hauchte sie, "... ein letztes Mal..."
Den Tränen hätte er nicht näher sein können. Warum war niemand bei ihr, warum wollte niemand ihren letzten Weg begleiten? So einsam.
Ihre Haut war kalt, ihr Atem flach, es endete, alles endete.
"Du hast zum Schluss doch gehalten was du versprochen hast..."
Kein Ton kam über seine Lippen. Als wäre er stumm.
"Ich liebe dich..."
"Ich liebe dich mehr...", krächzte er und sah zu, wie ihr Gesicht weiß wie Schnee wurde, die Hand erschlaffte und das Leben wich aus ihr in einem letzten schweren Seufzen.
Zu lange hatte er gewartet und nun, hatte er keine Zeit mehr gehabt. Er hatte zugelassen wie das Leben ihn lebte und nicht er das Leben.

Dienstag, 20. September 2011

Sturzbäche


Wann fing es eigentlich an?
Es hätte ja zu erst einmal gar nicht anfangen dürfen und doch, irgendwann zwischen heute und den vergangenen Wochen fing es an. Das ist am Ende einfach der Grund, warum ich hier wie ein begossener Pudel herumstehe. Ich stehe hier und heule, heule so sehr, wie ich noch nie zuvor Tränen vergossen habe.
Doch der Regen strömt eh in Sturzbächen auf mich nieder, daher würde niemand meine Tränen sehen, wäre hier auch nur ein einziger Mensch unterwegs. Aber nein, ich bin allein, so allein wie noch nie. Du hast mir mein Herz gestohlen und willst es nicht zurückgeben.
Hier, ganz allein an diesem riesigen Fluss, hier könnte es enden. Ich könnte hinein springen ich könnte ertrinken. Endlich wieder Ruhe, endlich wieder einfach nur Stille. Keine schnarrenden Gedankenstimmen, die mir sagen, ich soll nicht so dumm sein, keine schnarrenden Elternstimmen, die mich fragen ob ich 22 Jahre oder doch erst 16 Jahre alt bin. Keine schnarrenden Stimmen aller anderen, die mir vorwerfen, ich nutze das, was ich sage zu lieben,aus. Dich. Alle wären stumm. Ich wäre endlich stumm und könnte nichts mehr unüberlegtes, dummes oder verletzendes mehr sagen.
"Ella!"
Er ist es, warum ist er hier?
"Du, du darfst nicht, ich meine dein Leben, es ist doch alles gut!"
Er versteht nicht, ein müdes Lächeln macht sich auf meinen Lippen breit.
Auch er ist nass, bis auf die Knochen. Sein Haar klebt an seinen feinen Zügen, an dem Kinn, was ich so liebe, hängt in den Augen die mich so faszinieren und anziehen. Seine Krawatte löst sich dem Anschein nach fast von seinem Hals und sein weißes Hemd zeigt nur zu gut die schlanken und doch nicht minder männlichen Züge.
"Ich bitte dich, komm da weg, sei nicht dumm... Du hast noch so vieles... Ich bin doch völlig unwichtig..."
So ein kluger Kerl und dann so blind?
"Sie werden aufhören zu reden, man wird es vergessen... Du wirst es vergessen..."
Ich drehe mich wieder zum Wasser, sehe hinab.
"Du glaubst das wirklich nicht wahr? Dich vergessen...", sage ich leise, doch er hört es.
"Ja, das..., ja..."
Er versteht es einfach nicht.
"Bitte, Ella... komm da weg..."
Ich gehe einen Schritt vom Rand zurück, dann noch einen und noch einen. Erst dann drehe ich mich abrupt zu ihm um und stürme auf ihn zu, stoße meine Hände gegen seine Brust und entferne mich wieder von ihm. Wildes Funkeln in den Augen.
"Du blöder Hornochse, du Idiot, du Arsch... Denkst du ich habe auch nur einen Moment daran gedacht mich da ernsthaft hineinzustürzen?"
So laut hatte ich in meinem Leben noch nicht geschrien wie ich es jetzt tat.
"Ich vergesse dich nicht, ich vergesse niemanden! Dieser ganze Scheißhaufen ist mir völlig egal! Aber DU! DU hast nichts gesagt! DU hast nur zu gesehen! DU! Ich will dich verdammt noch eins! Ich will bei dir sein! Ich will dich mit zu meiner Familie nehmen! DICH! NUR DICH, DU BLÖDER IDIOT! Verstehst du das denn nicht?"
Nichts, Stille. Er sieht mich nur an.
"Ich liebe dich auch..."
Prima, jetzt hat er mich wieder zum heulen gebracht, aber immerhin, noch immer verwischt der schwere Regen die verräterisch nassen Spuren in meinem Gesicht.

Donnerstag, 15. September 2011

Mondscheinsonate

Auftakt

Ein Ton so zart, dass es wie ein Windhauch klang, schwebte durch den Saal, es war ganz und gar still, niemand regte sich, niemand sprach. Beinahe ehrfurchtsvoll lauschten die über fünfhundert Gäste im Konzertsaal. 
Ohne darüber nachdenken zu müssen flogen die Hände der jungen Frau über die Tasten des Konzertflügels und entlockten dem Instrument meisterhaft seine schönsten Klänge. Kein Herz blieb ungerührt und alle lauschten atemlos dem Spiel der Pianistin. Virtuos meisterte sie Höhen und Tiefen, ließ keine Note unberührt und brachte keinen einzigen Missklang in die perfekte Harmonie dieser Sonate. Alles war erfasst.
Alle Sätze wurde gespielt und wo Langeweile hätte aufkommen können, wurde diese im Keim erstickt, als rüttle die junge Frau selbst die Müden wieder wach und die Aufmerksamen wurden nur noch hellhöriger. Die Kritischen gaben alle Mekelei auf, den Sanften kamen die Tränen und selbst die Harten mussten sich zusammenreißen nicht zu sehr in diesem Spiel aufzugehen.
Vom leisen und zarten Anfang ging es zum wilden Ritt über die Tasten. In stürmischer Folge. Laut, stürmisch, klar und deutlich. Keine Zurückhaltung mehr. Hin und her schien sie es zu reißen. Wie Wellen die an den Strand schlugen und alles wieder mit sich nahmen, was sie bekommen konnten. Dem Zog des Liedes konnte sich niemand entziehen. Die Herzen riss es mit sich und ließ sie Tanzen wie die Pianistin die Tasten ihres Flügels. Bis zum schnellsten Punkt. Die Wende, langsamer wurden die Wellen der Musik. Doch das Stück endete nicht leise, wie es begonnen hatte. Laut wie ein Donnerschlag halte die letzte Note der Sonate durch den Saal. 
Der Moment danach verging in absoluter Stille im Einklang mit der Welt. Die junge Frau im blauen Kleid verharrte. Innerhalb eines Wimpernschlages brauste es im Saal, dieses Mal waren es die Gäste, die Wellen durch den Raum schlagen ließen. Tosender Beifall, wie stürmische See.
Die brünette Frau erhob sich und vollführte eine elegante Verbeugung vor dem Publikum. Das Lächeln so breit, das es fast ihre gesamte untere Gesichtshälfte einzunehmen schien. Das lange Haar fiel ihr bei ihrer Verbeugung ins Gesicht. Das enthusiastische Klatschen nahm erst nach einigen Augenblicken ab.
Doch das Äußere täuschte. Die junge Frau hasste es. Sie hasste es zu spielen, sie hasste die Menschen, die sie bejubelten, sie hasste es sie selbst zu sein. Und doch, sie lächelte und tat, was getan werden musste.

Das Lied, das sie spielt. |.  Das Lied, das sie spielt. ||.

Dienstag, 13. September 2011

Hymmne



Stille Tage,
Stille Zeit,
Bin ich nicht für Einsamkeit.

Hoch das Leben,
Hoch das Glück,
Und von allem ein großes Stück.

Lass die Welt,
Lass das Streben,
Sei einfach lang im Leben.

Fühl' nicht Leid,
Fühl' nicht Schmerz,
Hör einzig und allein auf dein Herz.

Am Anfang

Wir fangen alle einmal an und na ja, ich auch.
Ich habe mich entschlossen, hier meine Texte zu posten. Seien es Gedichte, Kurzgeschichten oder vielleicht auch kleine Serien. Schreiben ist meine Leidenschaft ohne die ich mich wirklich leer und unvollständig fühlen würde. Ich will gern mit euch teilen, was ich am Anfang immer für mich schreibe. Vielleicht gefällt euch ja, was es zu lesen gibt.
Also, bis die Tage...
LG AJ